Zander in Flüssen finden

Dieser Artikel gibt euch einen Überblick darüber, wie ihr Zander in Flüssen und Strömen finden könnt. Denn der teuerste Köder, die teuerste Rute und die neuste Technik helfen euch nicht, wenn ihr den Köder nicht dort sauber geführt präsentiert, wo Zander in Beißlaune stehen.

Der Rhein als Endgegner des Zanderanglers

Die Inhalte fußen auf meinen Erfahrungen, die ich über mehrere Jahre hinweg beim Angeln am Rhein gemacht habe. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Beginnend ab den Abschnitten vor Düsseldorf, über Neuss und Duisburg, über Rees und Emmerich bis in die Niederlande. Hinzu kommen unzählige YouTube Videos, gelesene Blogposts, Artikel in Angelzeitschriften sowie Gespräche mit anderen Anglern. Trotz der vielen Schneidertage ohne Fang, vielen Abrissen von Gummifischen oder dem ein oder anderen Wobbler und naßen Füßen durch von Schiffen ausgelöste Wellen, ergaben sich auch immer wieder sehr schöne Erlebnisse, Erfahrungen und tolle Stunden am Wasser.

Mein Hausgewässer Rhein zähle ich als "Strom" und nicht nur als Fluss. Grund dafür sind die gewaltigen Wassermassen und Fließgeschwindigkeiten dieses in Deutschland und wenigstens Westeuropa einmaligen Gewässers. Den Rhein kann man in Deutschland bestenfalls mit der Elbe und europaweit mit der Weichsel und eher osteuropäischen Strömen wie dem Dnipro oder der Wolga vergleichen. Alles Ströme mit unglaublichen Wassermassen. Hinzu kommt ein hochfrequenter Schiffsverkehr, der wiederum einzigartig ist und viele Besonderheiten mit sich bringt. Auf dem Rhein findet der größte Binnenschiffsverkehr Europas statt. Weiterhin liegen große Städte am Rhein mit unzähligen Anglern und der Zander ist einer der beliebtesten Zielfische. Daher ergibt sich ein hoher Angeldruck ohne eine Bestandspflege von einem Angelverein. Der Stellenwert des Anglers ist dem Stellenwert des Schiffsverkehrs am Rhein weit unterlegen. Viele Angler sagen: wenn man am Rhein gelernt hat zu angeln, dann schafft man es überall zu angeln. Daher behaupte ich, dass die hier enthaltenen Ratschläge auf andere Fließgewässer und Ströme übertragen werden können. Ich hoffe das meine Eindrücke euch nicht die Motivation nehmen, den Rhein zu beangeln. Ich gönne allen Anglerkollegen einen schönen Fisch. Im Gegenteil, ich hoffe, dass ihr euch von meinen Erfahrungen inspirieren lasst, ein ehrliches und reales Bild bekommt und eure eigenen Erfahrungen sammelt.

Mein bester Tipp: legt am meisten Wert auf eure eigene Erfahrung, eure Beobachtungen und eure eigenen Vorlieben, die ihr tatsächlich am Wasser macht. Das ist viel mehr Wert als alle digitalen Tipps im Internet und Anglerläden zusammen. Social Media im Internet ist ein großes Schauspiel und dient in erster Linie dem Verkauf von Angelgeräten und Zubehör.

Zander

Hotspots nach Wasserstand

Innenkurve und Außenkurve

In der Außenkurve ist der Strömungsdruck höher als in der Innenkurve. Der Druck der Wassermaßen ist dort höher. Daher kann bei Hochwasser das Angeln in der Innenkurve immer noch möglich sein, während die Buhnen in Außenkurven überflutet sind. In die Außenkurven wird mehr Wasser gedrückt und der Fluss spült dort den Grund aus und verursacht Vertiefungen. Daher sind Außenkurven meist mit Steinpackungen befestigt. In den Steinpackungen verstecken sich Kleinfische, die von Zandern bejagt werden. Auch stellen sich die Zander zum Ausruhen gerne zwischen die Steine.

Zander

Gewässergrund

Zander lieben harten Grund, weil sie tagsüber oft hart am Grund liegen. Ist der Grund schlammig, so meiden sie solche Untergründe. Gibt es am Untergrund Vertiefungen wie Kanten oder Löcher, so stehen sie dort gerne, weil sie dort der Beute auflauern oder sich vor schnellerer Strömung schützen können. Die Stachelritter lieben Struktur und stehen auch oft zwischen Steinen. Wenn man sich ruhig und vorsichtig den Buhnen nähert, so kann man abends Zander direkt vor den Füßen erblicken. Leider oft eine teure und umweltverschmutzende Geschichte durch viele Abrisse von Gummifischen mit giftigen Bleiköpfen beim Bewerfen der Steinpackungen. Tipp: sobald man mit dem Gummifisch den Rand der Steinpackung spürt, ist es besser den Köder schnell wieder einzukurbeln.

Sauerstoff

Im Sommer ist für Zander zu wenig Sauerstoff in strömungsberuhigten Bereichen. Daher suchen sie Bereiche mit viel Sauerstoff. Dies sind beispielsweise:

  • Flussmündungen
  • Wehre
  • Schleusen
  • Buhnen mit einer starken Kehrströmung

Buhnen in denen das Wasser steht, sind jetzt garantiert kein Zanderstandplatz.

Tageszeiten

Tagsüber halten sich Zander in tieferen Bereichen auf. Sie haben Augen die sehr sensibel auf Lichteinfall reagieren. Daher können sie selbst dann jagen, wenn wenig Licht zur Verfügung steht. Die Zeit, in welcher Zander aktiv rauben, ist die Dämmerungsphase einschließlich der Dunkelheit. Top-Zeiten sind die ersten zwei Stunden ab der allerersten Morgenröte oder die letzten zwei Stunden (inkl. der blauen Stunde) zur Finsternis hin.

Abends und nachts lauern und jagen die Zander aktiv in Ufernähe vorwiegend an Steinpackungen, wo sich ihre Beutefische zwischen den Steinen verstecken. Jetzt kann man sie manchmal sogar an der Wasseroberfläche beim Rauben beobachten oder auch bei der Flucht vor euch, wenn ihr euch den vorsichtigen Tieren laut nähert. Während die Zander sich in der Morgendämmerung bereits zur Strömungskante und zunehmend inaktiv bewegen. Tagsüber stehen sie dann an der Strömungskante und schnappen Fische, die ihnen direkt vor das Maul schwimmen. Bei Helligkeit sind tiefe Löcher oder Schattenplätze gute Stellen (z.B. unter Booten oder Brücken). Sie suchen Plätze wo sie sich vor dem hellen Licht schützen können bzw. möglichst ihre sensiblen Augen bei Dunkelheit zum Auflauern zu nutzen.

Steinpackungen

Temperatur des Wassers

Die Aktivität der Fische wird durch die Wärme verstärkt, bis es im Hochsommer wiederum zu warm wird und die Zander durch Sauerstoffmangel ihre Aktivität einschränken oder sauerstoffreiche Bereiche suchen. Das sind dann z.B. Wehre, Buhnen mit einem starken Strömungskegel und Einläufe. Die Fresszeiten sind im Hochsommer und Winter kurz. Im Hochsommer findet die Fresszeit tagsüber kaum statt und verlagert sich in die frühen Morgen- oder Abendstunden sowie die Nacht. Die Länge der Beissfenster beträgt dann 1 - 2 Stunden. Im Winter werden die Fische hingegen aufgrund der Kälte inaktiv und es fressen, wenn überhaupt, nur noch die großen Fische, die mehr Futter brauchen. Ab etwa 13 Grad Wassertemperatur wird der Zander wieder energischer. Die aktuelle Wassertemperatur und der Sauerstoffgehalt, lassen sich z.B. auf folgender Webseite ablesen: https://undine.bafg.de/rhein/guetemessstellen/rhein_mst_ddorf_flehe.html

Hotspots online finden

Google Maps

Bei Google Maps können wir uns einen Eindruck über den groben Flussverlauf bilden. Hier können wir erkennen, wo sich z.B. Buhnen, Flussmündungen und andere Verlaufsstrukturen befinden.

Beispiel-Url: https://www.google.com/maps/@51.5114251,6.7277816,1962m/data=!3m1!1e3

Google Maps

Mit den Tiefenkarten von Navionics können wir uns einen Eindruck von der Gewässertiefe verschaffen. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn wir Niedrigwasser haben und uns an den tieferen Bereichen orientieren müssen. Weiterhin lieben die Zander tiefe Löcher, wie auch andere Fischarten, damit sie sich im Fluss verstecken und vor starker Strömung schützen sowie ausruhen können. Gerade tagsüber stellen sich die Zander in die tieferen Bereiche. Ebenso ist das Wasser in den tieferen Bereichen wärmer.

Hinweis: Die Smartphone App ist kostenpflichtig. Über den Webbrowser kann der Dienst kostenlos genutzt werden. Nützlich ist die Smartphone App, da man sich sofort den aktuellen Standort auf der Karte anzeigen lassen kann. So kann man am Wasser gezielt zu Kanten oder tiefen Stellen navigieren.

In der Webversion ist es wichtig unten links "SonarChart" auszuwählen, um die interessante Tiefenkarte zu sehen.

Beispiel-Url: https://webapp.navionics.com/#boating@13&key=epszH%7Bjef%40

Navionics

Fish Deeper

Dies ist eigentlich der Kartendienst vom Deeper Wurfecholot. Das Deeper Echolt lässt sich nämlich mit der Rute auswerfen und man kann somit selbst als Uferangler ein Echolot nutzen. Man kann den kostenpflichtigen Kartendienst allerdings auch ohne Deeper abonnieren. Hier erhält man Kartenmaterial von stehenden Gewässer (natürliche Seen oder Baggerseen), die bereits von Besitzern eines Deeper Wurfecholots erkundet wurden.

Den Kartendienst findet ihr unter folgender Url: https://www.fishdeeper.com/de-de

Der Kartendienst gibt Einblick in eine Vielzahl von Gewässern: Fish Deeper Deutschland

Die Tiefenkarten von vielen stehenden Gewässern werden so zugänglich: Fish Deeper See

Jahreszeiten

Frühling: Achtung Schonzeit!

Im Frühling ist in den meisten Bundesländern Schonzeit. Die Schonzeiten sind gerade in Zeiten von Klimawandel nicht besonders präzise, sodass wir uns als verantwortungsvolle Angler bereits vor dem Beginn der Schonzeit bei der Zanderangelei zurückhalten sollten. Denn ein Zander, der ein Nest bewacht, greift alles an, was seinem Nest zu nah kommt, um die Brut zu schützen. Wenn er gefangen und zurück gesetzt wurde, kann er gestört werden und sein Nest nicht oder zu spät mehr finden. Daraufhin stirbt die Zanderbrut, weil sie schnell von Grundeln und anderen Laich- und Brutfressern schutzlos vernichtet wird. Die weiblichen Zander haben hingegen oft schon vor der offiziellen Schonzeit Laich entwickelt. Ihre Körper sind dann sehr dick und voll mit Eiern. Entnehmt ihr die laichreifen weiblichen Fische, so vernichtet ihr gleichzeitig die ausgebildeten Eier.

Da wo verantwortungsvolles Angeln möglich ist und der Wasserstand für gute Bedingungen sorgt, wird im Frühling das Wasser langsam wärmer und das regt den Stoffwechsel der Fische an. Ab etwa 13 Grad Wassertemperatur wird der Zander wieder energischer. In den Dämmerungsphasen kann man sie nun wieder an der Oberfläche rauben sehen.

Der Juni ist nach dem Ende der Schonzeit ein anglerisch besonders vielversprechender Monat. Wenn nicht der beste Monat des ganzen Jahres! Es ist nicht zu warm, die Zander fressen jetzt viel, sind im ganzen Fluss zu finden und sind daher besonders einfach zu fangen. Auch gibt es jetzt noch nicht allzuviel an Brutfischen, sodass Zander euren Köder noch nicht verschmähen. Das ändert sich im Verlauf des Sommers zunehmend.

Sommer

Der Sommer ist neben dem Winter die Phase, wo der Zander am Schwierigsten zu fangen ist. Sowohl bei Kälte alsauch bei Hitze lässt die Aktivität des Zanders nach und er frisst weniger. So finden wir den Zander oft in Schattenplätzen. D.h. beispielsweise unter Brücken und da wo viel Sauerstoff ist. Ein weiterer erschwerender Faktor ist der oben genannte Zustrom an Brutfischen. Es gibt eine sehr große Menge an Brutfischen im Wasser und daher verschmähen die Zander eure Kunstköder nun zunehmend. Das ändert sich erst ab Herbst wieder.

Herbst

Der Herbst ist neben dem Juni die Hochzeit der Zandersaison. Jetzt passen die Temperaturen und Wasserstände und die Anzahl der Brutfische geht zurück. Die Zander sind jetzt im ganzen Fluss zu finden, fressen viel und bereiten sich damit auf den bevorstehenden Winter vor.

Winter

Jetzt ist es wieder schwer Zander zu fangen. Sie fressen wegen dem reduzierten Stoffwechsel wenig. Dort wo sonst Hotspots sind und man vorwiegend kleinere Zander gefangen hat, können jetzt Kapitale beißen. Denn kleinere Fische sind oft komplett passiv. Die kapitalen Fische "müssen" aber fressen. Nun hat man eher die Chance Kapitale zu fangen. Eine große Portion Geduld und Ausdauer sind jetzt angesagt. Dort wo man nun Fische fängt, können Fische konzentriert stehen.

Buhnen und umströmte Bereiche

Strömungskante

Meiner Erfahrungen nach stehen die Zander tagsüber an der Strömungskante in den Buhnen. Das hat folgende Gründe:

  • Weniger Sonneneinstrahlung dank Wassertiefe
  • Mehr Sauerstoff durch Strömung
  • Schutz vor der Hauptströmung
  • Durch die Kehrströmung werden die Fische verwirbelt und sind leichter zu fangen

In Buhnen bildet sich oft eine Kehrströmung. Das sind die Spots wo die Zander stehen.

Die Zander stehen nicht in Buhnen, wo das Wasser einfach nur steht. Das hat folgende Gründe:

  • Fische werden nicht verwirbelt und so ist es schwer zu jagen
  • Tendenziell sauerstoffarmes Wasser
  • Meist sind diese Bereiche seicht und schützen tagsüber nicht vor der Sonne
  • Wenig Struktur und weniger Schutz für alle Fischarten

Strömungskante

Umströmte Bereiche

Gerade in den ersten Buhnen innerhalb der Buhnenfelder, drückt die Strömung bis an das Ufer. Auch gibt es an Außenkurven Steilufer, wo es selbst dicht am Ufer noch tiefe Stellen gibt. Auch dort stehen Zander oft bereits ab dem späteren Nachmittag oder in den hellen Morgenstunden. Insbesondere wenn die Sonne von der anderen Seite strahlt und die Fische so vor direkter Lichteinstrahlung geschützt sind.

Steilufer

Gewässertrübung und Hochwasser

Besonders bei Hochwasser durch Regeneinfall oder Schneeschmelze, kann es sein, dass das Wasser trüb wird. Nun hat der Zander durch seine sensiblen Augen einen Vorteil. Er wird schwerer von Beutefischen bemerkt und kann immer noch gut jagen. Das trübe Wasser verringert den Lichteinfall und reizt den Zander weniger, sodass er in flacheres Wasser kommt, wo wir ihn besser fangen können.

Hochwasser ist für uns Angler oft ein gewaltiger Nach- oder Vorteil zugleich, weil alle Buhnen überflutet werden und wir kaum noch Angelplätze haben. Gleichzeitig wird das Wasser trüber und durch mehr Wasser haben wir jetzt logischerweise mehr Fläche zum Beangeln. Hier ist es wichtig den Pegel des auflaufenden und ablaufenden Hochwassers zu beobachten. Mit der meine Pegel Smartphone App oder unter folgender Url lassen sich die jeweiligen Wasserpegel komfortabel von Zuhause oder unterwegs beobachten: https://www.elwis.de/DE/dynamisch/gewaesserkunde/wasserstaende/index.php?target=1&pegelId=9598e4cb-0849-401e-bba0-689234b27644

Pegel

Während bei Niedrigwasser nur noch die Außenkurve beangelbar ist, kann bei Hochwasser nur noch die seichtere Innenkurve Chancen bieten. Hier solltet ihr an euren eigenen Gewässern Erfahrungen machen und euch auch Notizen machen.

Zanderangeln ist Geduldssport

Ihr müsst die Zander suchen, Ausdauer beweisen und geduldig sein. Bringt wenigstens 2 Stunden Zeit mit ans Wasser oder macht einen ganzen Angeltag daraus. Entwickelt ein Gefühl für die Tageszeiten und Stellenwahl. Je nach Wasserstand und Tages- oder Jahreszeit stehen die Zander mal hier und mal dort. Auch wenn ihr einen Platz gefunden habt, wo Zander sind, beißen sie oft nunmal nicht. Das berühmte Zeitfenster ist nicht offen oder sie sind satt und in der Verdauungsphase. Dann heißt es: weiter ziehen! 5 Würfe pro Stelle und festes Schuhwerk können eine gute Strategie bei der Suche nach beißfreudigen Fischen sein, wenn ihr gute Stellen noch nicht kennt. Auch kommt dazu, dass der Angeldruck auf Zander hoch ist und die bekanntesten Hotspots, gerade in der Nähe von Parkplätzen, oft überfischt sind. In diesem Sinne: Petri Heil und schreibt bitte gerne einen Kommentar. Ich bin sehr gespannt auf eure Rückmeldungen!